Eisenbahnen in Chile

Seiner Zeit hatte Chile ein recht gutes Bahnnetz. Strecken verschiedener Spurweiten erschlossen die meisten Teile dieses langen dünnen Landes. Heute ist die Bahn total vernachlässigt: viele Nebenstrecken wurden geschlossen, die Trassen und Schienen sind schlecht und das Rollmaterial alt. Unterdessen werden neue Autobahnen und Schnellstrassen gebaut ohne Rücksicht auf die Umwelt. Chile ist ein Land das sich rapide entwickelt, doch mit welch hohen Kosten für Umwelt und Landschaft.

Und doch gibt es auch positive Entwicklungen. In der Bio-Bio-Region, um Concepción, gibt es jetzt ein neues Verkehrsangebot: Biotren. Die alten Strecken wurden saniert und modernisiert, attraktive neue Bahnhofe gebaut und neue Triebwagen beschafft. Die neueste Smart-Card-Technologie wird zur Fahrkartenkontrolle benutzt.

Hier einer der neuen Elektrotriebwagen in der Nähe von Talcahuano.

Auch innen sehen die Triebzuge gut aus. Da sie auf der Breitspur verkehren haben sie recht weite Wagenkasten, so dass die Sitze in einer 3+2 Anordnung installiert sind. Als ich dort war, probierten viele Familien am Sontagnachmittag die neuen Zuge aus.
Manchmal nützt aber die modernste Technologie nichts, wenn die Leute sie einfach nicht akzeptieren. So wurden an den meisten Bahnübergängen Schranken installiert, aber sie konnen nicht benützt werden. Die Leute nahmen keine Rücksicht auf sie und so müssen jetzt alle Bahnübergänge wieder von Wärtern uberwacht werden, die den Verkehr und die Fussgänger mit Fähnle anhalten. So wurde es mir auf jeden Fall von einem der Wärter erklärt.
Eine der Linien führt über den Fluss Bio Bio zu dem Industrievorort San Pedro. Der Fluss ist hier einige Kilometer breit und recht schnellfliessend. Gewaltige Wassermengen müssen hier Richtung Meer fliessen. Ein Biotren-Zug nähert sich dem Ufer von Concepción an einem nebligen Wintertag.
Ein Güterzug unterwegs zur Zellulosefabrik in San Pedro überquert die gleiche Brücke. Die zwei Dieselloks am Kopf des Zuges verschwinden schon fast im Nebel. Man konnte an diesem Nachmittag kaum das andere Flussufer erahnen.
Langsam gibt es um Concepcion herum auch beim Güterverkehr auf der Schiene einen Aufschwung. Eine Diesellok der Bahngesellschaft FEPASA holt einen Zug leerer Wagen vom Hafen San Vincente.
FEPASA betreibt auch einige E-Loks. Diese Lok stand auf einem Nebengleis in Talca mit ihrem Zug von Zellulosetransportwagen.
Talca war einmal ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Der Bahnhof sieht immer noch recht imposant, wenn auch etwas verwahrlost aus.
Ein Triebzug im Fernverkehr von Talcahuano nach Santiago verlässt gerade den Bahnhof. Im Juli 2006 (kurz vor dem Halfinalspiel Deutschland - Italien) fuhr noch je ein Zug tagsüber und einer während der Nacht. Der Website von EFE nach verkehren diese Züge heute nicht mehr.
EFE hat allerdings einen guten Zugverkehr zwischen Santiago und Chillan. Moderne Triebzüge werden für diesen Service, Terrasur genannt, eingesetzt. Hier kreuzen zwei Züge in Talca.
Von Talca führt eine Schmalspurbahn durch das Tal des Maule zur Küstenstadt Constitución. Zweimal taglich verbindet ein Schienenbus diese Städte.
Hier steht ein Schienenbus im Bahnhof von Constitución nachdem er gewendet hat. Es sind noch ein paar Stunden bis zur Abfahrt nach Talca.
Constitución war einmal ein Ferienort mit Badestrand. Die interessanten Felsformationen sind schon beeindruckend. Aber jetzt steht direkt neben dem Strand eine Zellulosefabrik und spuckt giftige Gase aus. Es gibt noch Zeichen besserer Zeiten, aber die ganze Stadt ist heruntergekommen und die meisten Leute wohnen in schrecklichen Betonblocks.

Ein Schienenbus fährt durch die Strassen von Constitución.

Die Strecke folgt die meiste Zeit dem Maule und ist so recht kurvig und führt an manchen Stellen dicht an Felsen entlang und durch Tunnels.
Das ist die Sicht vom Führerstand. Da der Dieselmotor auch im Führerstand ist, dröhnt es dort arg und der Lokfuhrer braucht Ohrenschützer. Selbst der faszinierte Tourist (ich) hielt es dort nicht lange aus.
Einige Kilometer vor Constitución kreuzt die Strecke vom Nordufer über diese Brücke ans südliche Ufer des Flusses.

Einige Holzplanken wurden entfernt so dass Strassenfahrzeuge die Brücke nicht mehr benutzen können. Falls man aber von Schwelle zu Schwelle springt kann man die Büucke gut auch zu Fuss überqueren.
Und für die, die meine Berichte gelesen haben: während dieses Fotos stand "el soldadero" neben mir und belehrte mich über das Leben in dieser Gegend.

Die Schienenbusse kreuzen in Gabriel Bastias, ein abgelegener Bahnhof ganz "hinte dume". Irgendwo in der Nähe ist ein Ort der sogar eine Schule hat.
Die verwahrlosten Wagenkasten auf dem Nebengleis lassen erahnen, dass das Reisen auf dieser Strecke einmal etwas mehr luxuriös war.
Hier nochmal ein Bild von Gabriel Bastias. Schaffner und Lokführer wechseln hier und viele Passagiere steigen aus um sich die Beine zu vertreten oder schnell an einer Zigarette zu ziehen. Auch viele Schulkinder steigen hier ein und aus. Also genug Zeit um ein paar Fotos zu machen.
Santiago hat eine gutes U-Bahn-System (Metro). Der Weg zu Touristenattraktionen wird sogar meistens von der nächsten Metrostation beschrieben. Wenn doch auch andere Stadte in Südamerika so ein Transportsystem hätten!
Ein Zug der Metro-Linie 4.
In der Nähe von Santiago ist das Naherholungsgebiet Maipo. Früher gab es hier mal eine Smalspurbahn, die von Anwohnern und Ausflüglern benutzt wurde.
Den Bahndamm und die Tunnels sieht man auch heute noch. Hier ist eine Gallerie die in einen Tunnel nahe bei San Alfonso führt.

Ja, ich war im Winter in Chile und das Wetter war meistens arg neblig und man sah die Sonne kaum. Etwas deprimierend, aber doch ein interessantes Land.